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press stimmhorn duo
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Trouble and Streiff
Stimmhorn: utterly sincere, technically brilliant - and completely bonker
No one knows quite what to make of the Swiss duo Stimmhorn. "They're not jazz, they're world music," says one friend at the bar during the Bath festival. "Did they wear lederhosen?" asks another, who has only heard them on the radio. "They'd go down well on the comedy circuit," says another. I think not - it's hard to imagine alpenhorn player Bathasar Streiff negotiating a tiny pub stage - most of his instruments are two or three metres long. And Streiff is the straight man.
The other half is singer and accordionist Christian Zehnder, a riveting performer with a rubbery face reminiscent of Rowan Atkinson's Mr Bean, gurning and grimacing as he squeezes, distends and vibrates his "wippkordeon", a horizontal, sawn-off accordion strapped to his thighs. When Zehnder opens his mouth, things get stranger, as he produces a stream of percussive noises, yelps and low guttural drones. Sometimes he makes a noise like the filter sweep on an old analogue synthesiser, or a badly tuned radio.
Streiff, who can keep a note going for ages thanks to circular breathing, also sings down the adapted alpenhorn he calls an alperidoo. Sometimes Zehnder sings nonsense that might mutate into full-frontal yodelling, a bloodcurdling sound that leaves the audience open-mouthed in astonishment.
"We're very serious," explains Streiff as he dismantles his instruments. He trained as a sculptor, and links Stimmhorn's music to land art, and the work of British artist Richard Long, whom he greatly admires. As with sculpture, the work is made directly from the materials at their disposal, by "following the inner nature" of their voices and crude instruments. "Reduction is one of the most helpful things," says Streiff. So they devise their music in rehearsal, through experiments, accidents and improvisations. They also have a steady supply of theatre gigs, providing music for Shakespeare's Troilus and Cressida and Goethe's Faust as well as productions of their own. Other instruments in their arsenal, which they cart around Europe by train, include a small bandoneon, an alpenhorn operated with a trombone slide and a mandolin played through a six-inch Marshall stack.
Zehnder is closer to performance art than land art, in the tradition of Dada sound poets such as Hugo Ball and Richard Huelsenbeck. Take Obtubi from their album Inland (RecRec). Or Wududu, in which he sings a breathy, percussive part over Streiff's double-alpenhorn bass riff, followed by an affecting high-horn melody. You might imagine that a pair of isolated Swiss herdsmen had heard a jazz'n'poetry recording and attempted to imitate it using whatever they had lying around the cowshed.
In fact Zehnder and Streiff are sophisticated musicians. The former, originally a guitarist, trained as a singer and then studied overtone singing. The latter went to Lucerne's jazz school (on trumpet and voice) before moving on to sculpture and then the alpenhorn. Their original act was more theatrical, with scenery and lighting; the current one is simpler, with huge confidence, style and sincerity. And it's completely bonkers.
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[John L Walters, Friday June 4, 2004, The Guardian]
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Lachen unter Weltschmerz
Glücksmomente: Theatertreffen-Start mit Produktionen aus der Schweiz
«Fangen wir mit dem Sahnehäubchen an. Mit der durch Mark und Bein mitten ins Herz tönenden Eröffnung des Theatertreffens durch das sonderbare «Duo Stimmhorn» aus der Schweiz. Balthasar Streiff und Christian Zender entlocken solch sagenhaften Instrumenten wie Alphorn, Alperidoo, Zugeridoo, Wippkordeon oder einer abgebrochenen Orgelpfeife das wundersamste Brummen, Summen, Rauschen, Tirilieren.
Dies komische, übermütige, aber auch geheimnisvolle, bedrohliche Gekling kommentiert der Stimmakrobat Zehnder, ein göttlicher Clown zwischen Verzweiflung und Seligkeit, mit seinen atemberaubenden Kehlkopfklängen. Die beiden begnadeten Musiker schicken uns, vollkommen gelöst, auf eine Gefühlsreise über lichte Gipfel der Lust, dämmrige Plateaus der Meditation, funkelnde Klippen der Komik und Ironie bis in finstere Abgründe aus Wahn, Angst, Schmerzen. Das ist geistvollstes musikalisches Kammerspiel. Bezaubernd, betörend, rein, schön und wahr. Staunendmachend...»
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[Reinhard Wengierek, Die Welt, 8. Mai 2000]
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Vom Wahnsinn der Alpen
Geniales Doppel: Stimmhorn in den Sophiensälen
Spartanisch sieht es aus im Buhnenraum. Ein paar Blasinstrumente ragen himmelwärts und sehen aus wie eingefrorene Würmer. Oder abmontierte Rohre einer vorsintflutlichen Gasheizung. Ein Schemel mit fliehender Stirn ist das Kopfkissen eines Alphorns, und drei. Vier Akkordeons sind so Übereinandergestapelt als komme gleich der Sperrmüll sie abzuholen. Der Rest ist wenig Licht, viel Schatten und noch mehr Neugierde vom Publikum hereingetragen worden ist.
Etwa fünfundsiebzig Minuten später, nach Zugaben und Beifallsstürmen, gehen auch die hartnäckigsten Misanthropen mit einer gewissen Heiterkeit nach Hause und dem Gefühl, eine Sternstunde des Musiktheaters miterlebt zu haben. Verantwortlich für die perlenden Glücksmomente waren zwei, die in Basel leben: der eine Schweizer, der andere Badener, Christian Zehnder und Balthasar Streiff. Ihr Auftritt wirkt wie dem Zwitterwesen, das sich den Kategorien Konzert und Theater entzieht, obwohl es sowohl das eine als auch das andere ist. Zehnder und Streiff, die sich den gemeinsamen Namen «Stimmhorn» gaben, lassen alle Gattungen hinter sich und spielen an den Genres vorbei. Nichts ist am Ende, wie es war.
Das Akkordeon beispielsweise ist nur ein halbes Zehnder schnallt es sich waagrecht an Beinen und Händen fest und beginnt mit einem «Zitterkyrie». Zuerst sitzt er mit der instrumentalen Zwangsjacke noch auf einem Stuhl und brummt, raunzt und summt, als sei er die personifizierte russische Seele. Streiff, der Allesblaser, spielt dazu eine wunderbar schräge, ganz ergriffene Trompete. Und als die Verzweiflung dann so richtig in Fahrt ist, kann sich auch Zehnder nicht mehr auf seinem Stuhl halten, er steht auf und zerrt dabei das halbe Akkordeon auseinander, als sei es sein eigener zusammengefalteter Körper. Schöner kann man den Mond oder die Geliebte nicht anheulen. Das klingt nicht nur grossartig, das ist auch so inszeniert, dass jede Regung und Bewegung musikalisch sinnvoll ist.
«Schnee» ist ein bizarres Programm. das, oberflächlich betrachtet, zwar der Avantgarde zuzurechnen ist, eigentlich aber ins Reich der Sinnlichkeit gehört. Der Titel sagt wenig über das Wechselbad an Zustanden und Stimmungen, die von «Stimmhorn» erzeugt werden. Zehnders mehrstimmiger Obertongesang ist Vogelzwitschern und Motorendröhnen zugleich er jodelt, juchzt, pfeift, gluckst, schreit, schnalzt, gurgelt und meckert und gibt stellenweise sogar einen Operettenbuffo. Streiff spielt mit seinen Alphörnern einen rauhen samtigen Ton dazu, atmet dabei zirkulär, denn anders liessen sich die ellenlangen Passagen nicht Überleben. Wenn er nicht auf einer der zahlreichen herumliegenden Horn-Abarten bläst. Dann singt, zischt und grollt er in die Rohre hinein, was wie Satchmo klingt oder nach Glenn Miller. Obwohl er den Part des gelasseneren Typen hat, sieht Streiff, vor allem wenn er seinen diabolischen Blick aufsetzt, wie eine Art dunkelhaariger Kinski aus. Zehnder dagegen bewegt sich wie der klassische Pantomime, und er spielt sogar mit diesem Klischee, verzichtet auf Wörter und Sätze oder teilt sich ausschliesslich durch Vokalisen mit. Die sind aber nie selbstverliebte Stimmangeberei. Immer sitzt huckepack auf dem Gesang auch ein Gefühl.
«Stimmhorn» sind ein Glücksfall, zwei Musiker-Performer, die sich blind verstehen und aus ihrer Kongenialität etwas entwickelt haben, das es so bislang nicht gab: ausserirdische Chansons für Heimatabende, an denen Fremde zu Gast sind.
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[Anna-Bianca Krause, Frankfurter Allgemeine, 23. Januar 2001]
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